Was ist mein Herzensanliegen? Ich spiele und singe auch auf der Bühne, damit die genialen Komponisten, Texter, Schauspieler und Sänger der 20er und frühen 30er Jahre nicht in Vergessenheit geraten.
Ganz besonders gefreut habe ich mich deshalb über das Engagement zu den „Internationalen Tagen Jüdischer Musik!“ im Oktober 2021 auf Usedom. Unser Stück „Ich hätt’ getanzt heut’ Nacht“ über Robert Gilbert und Werner Richard Heymann führten wir dort zur Eröffnung des Veranstaltungsreigens auf.
Na klar, begeistert fuhren Henry Nandzik, Trio Scho und ich sozusagen mit „Kind & Kegel (Instrumente und alle Requisiten) nach Heringsdorf . Kaum angekommen, wurde wir nett vom Team des Usedomer-Musikfestivals begrüßt und konnten im Hotel Esplanade nicht nur den Theatersaal für das Programm am Abend einrichten, sondern bezogen auch unsere schönen Hotelzimmer im selben Haus. Die Vorstellung lief super, viele aus dem Publikum bedankten sich bei uns. Danach ging’s um Mitternacht zur Seebrücke in Heringsdorf, Motto: die Berliner Neese in die Ostseeluft halten – bevor wir glücklich in unsere Betten flogen.
Für eine tolle Werbung sorgte am Wochenende zuvor bereits die Ostsee-Zeitung
Sie veröffentlichte ein ausführliches Interview mit mir u.a. zur Frage, warum ich mich mit den Schicksalen der jüdischen Künstler derart intensiv beschäftige.
Hier folgen einige Auszüge und danach der Link zum kompletten Interview:
Das Chanson-Fieber hat sie gepackt?
Es ist eine Sucht geworden. Ich brenne bis heute für das intelligente Lied …Ich finde diese Texte so irre komisch. Texte mit schöner Musik, die sich nicht ständig wiederholen, die Geschichten erzählen, Wortwitz haben und zu einer Pointe finden.
Lassen Sie mich raten. Sind sie Sammlerin geworden?
Ja und ich begann, mich mit den Schicksalen der Autoren zu beschäftigen. Die Chansons und Schlager waren ja bis 1933 an jeder Ecke zu hören, wurden geliebt! Dann plötzlich verboten, galten als “entartet”und wurden bis 1945 im Verborgenen nur unter Gefahr gespielt. Dahinter stehen ganz viele menschliche Schicksale. Viele Künstler, die verboten wurden, das Land verlassen mussten, ins Exil gingen, hatten jüdische Wurzeln. Ich wollte an diese Geschichten einfach weiter erinnern und sie für andere zugänglich machen. So bin ich auf dieses Genre gekommen.
Heute kennen nicht mehr viele Robert Gilbert. Bedauern Sie das?
Generation Z und Folgende können mit Gilbert nix anfangen. Überhaupt auch leider wenig mit deutschsprachigen Chansons. Nichts gegen “Dirty Dancing” und “Phantom der Oper”, aber Chanson-Klassiker gehören einfach auch zur Musikgeschichte. Leider habe ich beim Vorschlag, zum Beispiel Gilbert in Schulen aufzuführen, bisher keine Resonanz gefunden – sehr schade. Denn gerade junge Leute kommen nach der Aufführung zu mir und sagen, dass Gilberts Texte unglaublich aktuell und witzig sind und die Musik einfach toll sei.
Link zum kompletten Interview der Ostsee-Zeitung mit Chanson-Nette